Viele Spezialisten
"Diese Firmen sind zu uns gekommen, weil sie sich auf die Modifizierung
von Fahrzeugen für die Bedürfnisse von Behinderten spezialisiert
haben und dazu technische Daten über Karosseriestärke, tragende
Teile und Schweißpunkte benötigten", sagt Peters. Zudem
verlange das Kraftfahrt-Bundesamt bei größeren Karosserie-Veränderungen
die Zustimmung des Fahrzeug-Herstellers. Aus diesen Anfragen sei häufig
eine intensive Zusammenarbeit erwachsen.
Diverse Konzerne würden laut Peters heute mit den Aufbauherstellern
beraten, wie ihre Modelle am besten an die Bedürfnisse angepaßt
werden können. "Die Autohersteller haben erkannt, daß es
für diese Fahrzeuge eine ständig steigende Nachfrage gibt."
Jeder körperlich Behinderte könne bei Citroen-Händlern ein
für seine Bedürfnisse zugeschnittenes Fahrzeug bestellen. Diesen
Service bieten unter anderem auch Mercedes, Peugeot, Fiat, Renault und
VW. Der Händler leite die Bestellung an die Zentrale weiter, die sorge
dann dafür, daß ein Aufbauhersteller die Modifikationen vornimmt.
Anpassung wichtig
Ohne die Zusammenarbeit mit den Aufbauherstellern sei es nicht möglich,
behindertengerechte Fahrzeuge zu bauen, sagt Mercedes-Benz-Sprecher Claws
Tohsche. Für einen großen Konzern sei die Fertigung solcher
Spezialfahrzeuge zu aufwendig und zu teuer. Eine Produktion größerer
Stückzahlen sei gar nicht denkbar. "Jede Behinderung ist anders,
deshalb benötigt auch jeder behinderte Autofahrer andere Speziallösungen
in seinem Fahrzeug", sagt Tohsche. Daher sei es nicht möglich,
ein für alle Behinderungen passendes Auto zu entwerfen. "Wir können
nicht die Behinderung an ein Fahrzeug anpassen, sondern müssen das
Fahrzeug der Behinderung anpassen."
Der Aufbauhersteller Reha Automobile in Bad Zwischenahn hat sich
darauf seit 1990 spezialisiert. "Die Nachfrage steigt ständig",
sagt Mitgesellschafterin Astrid Sonnen. 1993 habe die Firma rund 150 Fahrzeuge
behindertengerecht umgebaut. Im Jahr zuvor waren es 120. Jüngst ist
das Unternehmen mit seinen sieben Beschäftigten in eine größere
Werkstatt umgezogen. "Sonst hätten wir Aufträge fremdvergeben
müssen."
Vornehmlich modifiziert die Firma Fahrzeuge von Citroen, Ford, Peugeot,
Mercedes und VW. "Diese Hersteller bieten uns die größte
Unterstützung", sagt Astrid Sonnen. Schwieriger sei es bei koreanischen
und japanischen Modellen. "Bei größeren Änderungen an
der Karosserie ist es bei diesen Konzernen problematisch, die Werksfreigabe
zu erhalten."
Am häufigsten ist laut Sonnen der Einbau sogenannter Ringgas-Anlagen
gefragt. Dabei handelt es sich um einen in das Lenkrad um den Airbag herum
gelegten Ring, der das Gaspedal ersetzt. "Damit können nicht nur
Behinderte mit gelähmten Beinen das Auto fahren, sondern auch Menschen
mit nur einem Arm." Sobald der Ring nicht mehr gedrückt wird,
greifen automatisch die Bremsen. Für Notbremsungen gebe es zudem einen
speziellen Bremsgriff.
Informationen: Reha Automobile, Im Doorgrund 13, 26160 Bad Zwischenahn (Tel.: 0 44 03 / 58 902). Reha Gruppe, Kleinülsen 41, 40324 Hilden (Tel.: 0 21 03 / 58 760). Ambulanzmobile, Systemtechnik Schönebeck, Glinder Straße 1, 39218 Schönebeck (Tel: 03928/403021). (gms)