Lesumer Speeldeel 

Es soll mehr sein als ein Speeldeel-Domizil
Plädoyer für ein Haus der plattdeutschen Sprache

(aus der NORDDEUTSCHEN v. 24.09.1997)
Von Volker J. Wesslau
L e s u m. Die niederdeutsche Sprache gehört mit Wirkung vom 1. November in die "Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen". Damit hat Plattdeutsch auch einen neuen Stellenwert als europäische Kultursprache bekommen. Wolfgang Schröder (51), Vorsitzender der Lesumer Speeldeel, wittert Morgenluft. Sein Vorschlag: "Laßt uns in Bremen-Nord gemeinsam ein Haus der plattdeutschen Sprache errichten."
"Die norddeutschen Bundesländer", so Schröder gegenüber dieser Zeitung, "haben sich verpflichtet, das Niederdeutsche nun mehr zu fördern. Sie wollen mithelfen, daß in Kindergärten künftig mehr Platt gesprochen wird und daß Grundschulen Plattdeutsch in ihre Lehrpläne aufnehmen. Ja sogar die Universität soll Plattdeutsch als Studienfach anbieten. Plattdeutsch-Kurse für die Aus- und Weiterbildung Erwachsener soll es in Bremen ebenfalls geben."
Bislang seien das alles Absichtserklärungen, meint Schröder. Die Aufnahme der niederdeutschen Sprache in die Charta der anerkannten Regionalsprachen sollte aber Anlaß sein, sich auch vor Ort mehr für das Plattdeutsche ins Zeug zu legen. Oder, wie das Bremer Institut für niederdeutsche Sprache jüngst in einer Broschüre ausdrückte: "Nu mutt dor Leben in. Jedereen schull nu mithelpen, dat der wat bi ruutsuuert. Wi all könnt dor wat von maken, wenn wi in de Hannen speet."
Wolfgang Schröder"Plattdüütsch is nich blots wat för tohuus", findet auch Schröder. Er plädiert für die Errichtung eines Hauses der plattdeutschen Sprache. "In diesem Haus sollen Sitzplätze für rund 100 bis 150 Personen und eine Bühne erstellt werden. Diese Bühne könnten dann von der Lesumer Speeldeel, aber auch von anderen plattdeutschen Theatern und Gruppen mit Leben erfüllt werden." Schröder denkt dabei nicht nur an Theateraufführungen, sondern auch an Lesungen sowie Tanz- und Musikveranstaltungen. Auch eine Zusammenarbeit mit der Kirche ist für ihn gut vorstellbar. Überdies könnten in diesem Haus der plattdeutschen Sprache in eigener Regie auch Kurse zum Erlernen und Vertiefen der Sprache angeboten werden.
Von einen Neubau wagt Schröder gar nicht zu träumen. Aber städtische Liegenschaften für den gewünschten Zweck zu finden, das müßte doch zu machen sein, meint der Lesumer optimistisch. "Die ehemalige Jugendarrestanstalt in Lesum, das wäre doch was." Wo die Kosten für die Erstausstattung herkommen soll, müßte erst noch geklärt werden. Die laufenden Kosten des Hauses dürften nach Überzeugung von Schröder aber durch Einnahmen aus einer vernünftig organisierten Nutzung hereinzubekommen sein.
Daß sich das langjährige Mitglied der Lesumer Speeldeel (seit 1992) von einem Haus der plattdeutschen Sprache nicht zuletzt auch eine deutliche Verbesserung für die Situation der Speeldeel verspricht, verhehlt Schröder nicht. "Nachdem wir früher in der Marßeler Söderblomgemeinde geprobt hatten und wir im vergangenen Jahr in der Grohner Roland-Kaserne Gastrecht genossen haben, sind wir inzwischen in den Bunker nach Oslebshausen ausgewichen. Ideal ist das nicht." Im Bunker wird derzeit übrigens einmal in der Woche für "Tante Adele rüümt op" geprobt. Das Stück soll am 31. Oktober, 19.30 Uhr, in der Grundschule Am Mönchshof Premiere haben.
Wann das von Schröder gewünschte Haus der plattdeutschen Sprache Premiere hat, steht noch in den Sternen. Immerhin: Der Kulturausschuß des Burglesumer Beirats, so war aus Lesum zu erfahren, will sich demnächst mal ganz ausführlich mit seinem Vorschlag befassen.

Foto: Kono