Integration Behinderter 

(aus Kurier am Sonntag, v. 24.12.1997)
Peines Bahnhof ist behindertengerecht
Niedersächsische Stadt erhielt besondere Auszeichnung

P e i n e (dpa). Eine besondere Ehre wurde gestern dem Bahnhof im niedersächsischen Peine zuteil: Der kommunale Bahnhof wurde vom Sozialverband Reichsbund in Niedersachsen als erster behindertengerechter Bahnhof Deutschlands ausgezeichnet.

"Überlegt geplant - an Behinderte gedacht" heißt die an Bürgermeister Ulrich Biel überreichte Plakette. Dank Fahrstühlen, Automatiktüren, angehobenen Bahngleisen und abgesenkten Bordsteinen sei es Behinderten möglich, fast jeden Ort des Bahnhofes ohne Probleme zu erreichen; lobt der Verband die Stadt.

Für Peine ist es nicht die erste Auszeichnung dieser Art. Bereits 1983 wurde die Stadt für ihr behindertengerechtes Rathaus von der Peiner Jugendgruppe "integ" gelobt. Die behinderten und nichtbehinderten Jugendlichen, die ihren Namen von Integration und Gesellschaft ableiten, haben in Peine mehrere öffentliche Einrichtungen sowie 78 Geschäfte untersucht: Während sie an öffentlichen Gebäuden nur wenig zu kritisieren hatten, beurteilten sie 15 Geschäfte als schlecht, vier als mäßig, 54 mit gut und immerhin fünf mit sehr gut.

Der Peiner Bahnhof ist laut "integ" trotz der Auszeichnung noch verbesserungswürdig. Treppenabsätze sollten für Sehbehinderte besser gekennzeichnet werden. Zudem seien die Handläufe der Treppengeländer aufgrund des Materials im Winter sehr kalt und ohne Handschuhe kaum zu benutzen. Die Behindertentoiletten im Außenbereich hätten keine Automatiktüren und ein Durchgang sollte zum Schutz vor Überfällen mit einer Kamera überwacht werden.

Die Auszeichnung bekommt die Stadt und nicht die Bahn, da der vor einem Jahr eröffnete Peiner 8ahnhof der erste deutsche kommunale Bahnhof ist. Die Stadt hatte das alte Bahnhofsgebäude aus Ärger über die heruntergekommenen Zustand von der Deutschen Bahn AG gekauft und für 26 Millionen Mark in ein modernes Verkehrszentrum umgewandelt. Die Bahn zahlt nach Stadtangaben die ortsübliche Miete für die Nutzung des Gebäudes.

Der 500 000 Mitglieder zählende Sozialverband Reichsbund, der sich für die Interessen von Behinderten, Unfall- und Kriegsopfern einsetzt, zeichnet als einziger behindertengerechte Gebäude aus.