Vor fast 63 Jahren, am 29. November 1933, begann Alfred Jäger in Lesum mit einem Fischhandel. Es entsprach vor allem dem Wunsch seiner Ehefrau Carla, geb.Knübel, der Alfred Jäger dazu bewog, bereits nach wenigen Jahren mit der Seefahrt aufzuhören, Die schlechte Lage in der Wirtschaft und in der Seefahrt machte es schwierig, ein Schiff als Kapitän oder Steuermann zu bekommen, so daß der ausgebildete Nautiker 1933 "an Land ging" und sich und seiner Familie in Lesum eine neue Existenz aufzubauen begann. Zu dieser Zeit hatten Alfred und Carla Jäger bereits zwei Töchter, Rosemarie (geb.1931) und Erika (geb.1932).
![]() Alfred Jäger bedient eine Kundin im Lesumer Fischladen. Die Aufnahme entstand in den frühen sechziger Jahren |
Auf der Seefahrtsschule in Bremen erwarb der Lesumer 1929
zunächst das Steuermanns-, 1932 das Kapitänspatent. Für
einige Zeit fuhr Alfred Jäger auf verschiedenen Schiffen zur See,
bis er im Januar 1933 arbeitslos wurde. Doch mit diesem Zustand wollte
sich der spätere Firmengründer nicht abfinden. Von seinem ersten
Arbeitslosengeld kaufte er sich bei der Firma Oltmann in Vegesack für
1? Reichsmark ein Faß Salzheringe. Der Grundstock für einen
Fischhandel war damit gelegt.
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad ging Alfred Jäger
im Wochenrythmus in Lesum, Burgdamm und Platjenwerbe von Haus zu Haus,
bot seinen Fisch an und nahm Bestellungen auf So wuchs langsam ein fester
Kundenstamm. Den Bestellungen der Kunden entsprechend wurde der Fisch dann
telefonisch in Bremerhaven, vor allem bei der Firma Husmann und Hahn, bestellt.
Die in Richtung Bremen durch Burgdamm fahrenden Laster dieser Firma setzten
die Ware nach einer Absprache bei der Familie Winters in der Bremerhavener
Heerstraße ab. Von dort holte sich dann Alfred Jäger den Fisch,
um ihn im Haus seiner Schwiegereltern am Heidbergstift weiterzuverarbeiten.
In der Waschküche war eine kleine Produktion eingerichtet worden.
1934 wurde im Hause von Elektromeister Christian Töbe
in der Bremerhavener Heerstr.19 in Burgdamm der erste Laden eingerichtet.
Im hinteren Bereich des Ladens war ein Wohnraum dazugemietet
worden, in dem sich tagsüber das Familienleben abspielte.
1940 wurde Alfred Jäger zur Marine eingezogen. Die
letzten Kriegsmonate sollte er 1945 als Einschiffungsoffizier in Gdingen
mithelfen, die Flüchtlinge vor den Russen in Sicherheit zu bringen.
Seine Frau Carla sowie die Angestellten Käthe
Hinrichs, Hedwig Stehnken und Elfriede Bartelheim führten den Ladenbetrieb
während des Krieges so gut es ging weiter. Das Geschäft war im
Krieg jedoch nur geöffnet, wenn es Fischzuteilungen gab. Eine zusätzliche
Verteilerstelle wurde bei Aring in der Oberreihe in Lesum eingerichtet.
Bereits kurz nach Kriegsende 1945 wurde der normale Ladenbetrieb wieder aufgenommen. Im Hause am Heidberg wurde geräuchert. Alfred Jäger fuhr inzwischen den Fisch mit einem Motorrad vor allem in Neulesum und Platjenwerbe aus. In dieser Zeit entstand wohl der Spruch "Wer rattert so spät durch Nacht und Wind, es ist Alfred Jäger mit Schellfisch und Stint".
1948 wurde in Lesum in der Hindenburgstraße neben dem Ortsamt im Hause von Weise ein zweiter Fischladen eröffnet. Heute befindet sich dort eine Videothek. Mit dem Kauf eines Goliaths als erstem kleinen Lieferwagen wurde das Fischgeschäft 1954 wesentlich mobiler.
Der in das Geschäft eingestiegene Ehemann der ältesten
Tochter Rosemarie, Manfred Rock, verkaufte in den folgenden Jahren mit
dem Wagen in Platjenwerbe, Lesum, Burgdamm und Marßel Fisch, der
nun täglich frisch aus Bremerhaven geholt wurde.
Im Jahre 1955 zog der Lesumer Laden in ein Nebengebäude
der Tischlerei Voller an der Hindenburgstraße um. Ein Jahr später
wechselte auch das Burgdammer Geschäft die Straßenseite. Seitdem
befindet es sich in der Bremerhavener Heerstraße 36.
1960 trat auch der Mann von Tochter Erika, Hans-Günther Meyer, mit in das Geschäft ein. Das Lesumer Geschäft wurde 1970 in den ehemaligen Laden von Thams und Garfs an der Ecke Am Mönchshof/Hindenburgstr., wo es sich noch heute befindet, verlegt. Seit dieser Zeit betreibt die Familie Rock das Lesumer, die Familie Meyer das Burgdammer Geschäft. Von 1964 bis 1975 bestand eine Filiale von Fisch-Jäger im Marßeler Einkaufszentrum, die von dem Ehepaar Brenneke geführt wurde.
Durch die frühe Einbeziehung der Kinder in den Geschäftsablauf
entwickelte sich Fisch-Jäger zu einem richtigen Familienbetrieb. Für
die beiden ältesten Kinder Rosemarie und Erika ste11te sich nie ernsthaft
die Frage, einen anderen Beruf als den des Fischhändlers zu erlernen.
Die jüngeren Kinder von Alfred und Carla Jäger, Wilko (geb.1939),
Claus (geb.1943) und Annelie (geb. l948) halfen ebenfalls schon in jungen
Jahren im Fischgeschäft mit, wenn sie sich auch später für
andere Berufe entschieden.
Heute ist bereits die 4.Generation der Familie Jäger
in den Fischhandel eingespannt. Auf eine Grundregel des Kaufmanns legte
Alfred Jäger, der 1984 starb, seiner Familie und den Angestellten
gegenüber immer großen Wert: ”Der Kunde ist König". Diese
Maxime gilt bei Fisch-Jäger heute noch wie gestern.
Spezialitäten von Fisch-Jäger, die Kunden aus
einem weiten Umkreis nach Lesum und Burgdamm locken, sind vor allem die
Salate und Marinaden aus eigener Herstellung sowie die kalten Platten und
Heringsessen. Unter dem Motto "Wenn’s um gute Ware geht, Fisch-Jäger,
der hat Qualität", beschäftigt das "Unternehmen Käpt'n Butt"
neben den Familien Meyer und Rock heute weitere fünfzehn Mitarbeiter.
caj